Der Turm unserer Sankt-Petri-Kirche fällt durch seine besonders schlanke Bauweise auf, einerseits filigran,
dennoch auch etwas trutzig reicht er dreiundfünfzig Meter in die Höhe. Für sein besonderes Aussehen sorgen die
seitlichen Strebepfeiler, die ihm die benötigte Stabilität als Glockenturm gewähren. Dieser Turm war seit seines
Bestehens nie das höchste Bauwerk Staßfurts, die ehemalige Stadtkirche Sankt Johannis überragte ihn um elf Meter, auch die
katholische Sankt-Marien-Kirche ist höher. Seit Jahrzehnten prägen ebenso die viel größeren Schornsteine der Staßfurter Industrie
die Silhouette der Stadt, die der Müllverbrennung heute überragen ihn um fast dreißig Meter.
Um das Jahr 1985 wies der Kirchturm bereits derart große Schäden auf, dass Überlegungen laut wurden,
die Turmspitze abzutragen. Witterung und vor allem die jahrzehntelange Beeinflussung durch
Luftschadstoffe, hervorgerufen durch die chemische Industrie in unmittelbarer Nähe, aber auch die
Verwendung minderwertiger Ziegel bei der Erbauung, ließen zuletzt immer wieder Teile der Fassade abstürzen.
Die Turmspitze selbst war auf ihrer Westseite bereits großflächig abgedeckt, die nun ungeschützte Holzkonstruktion
darunter begann sich zu zersetzen. Es war ein Glück für die Kirchengemeinde, dass im Jahre 1987 die Arbeiten an einer
Neueindeckung der Turmspitze, allerdings, als Folge des stetigen Mangels, unter Verwendung
gebrauchten Schiefers und an den Ecken von Asbestschindeln, begonnen werden konnte. Das Kreuz auf der Turmspitze wurde abgenommen und
repariert, anschließend feuerverzinkt und mit Goldbronze versehen. Die aus Kupfer bestehende Kugel, auch Turmknopf genannt,
musste in Ermangelung an Material unrestauriert wieder aufgesetzt werden. In diesem Zusammenhang erfolgte auch
durch eine in der Kirche tätige Feierabendbrigade die Verfugung der tief ausgewaschenen Fugen im Mauerwerk,
soweit diese überhaupt durch zur Verfügung stehendes Gerüstmaterial erreichbar waren. Es war trotzdem ein
Glücksfall, dass diese Arbeiten ausgeführt werden konnten, war doch damit der Turm erst einmal gesichert.
In den Jahren 2021 bis 2025 erfolge nun eine grundhafte Sanierung des gesamten Kirchturmes. Die Spitze erhielt eine
Neueindeckung mit Schiefer, der Turmknopf ist eine Neuanfertigung aus Kupfer nach historischem Vorbild, lediglich das
Eisenkreuz wurde, da sein Zustand immer noch gut ist, wiederverwendet. An der Fassade fanden die größten Arbeiten statt, tausende
verwitterte Steine sind ausgetauscht worden. Nun zeigt sich unser Kirchturm wieder in dem Zustand, wie er zur Weihe der Kirche
ausgesehen haben wird, wenngleich es trotzdem einige Veränderungen, wie etwa Traufbleche auf den Mauerspitzen, gegeben hat.
Die folgenden Bilder zeigen die Dokumente, welche in einer in der Turmspitze eingelagerten Kapsel für die Nachwelt aufbewahrt wurden.
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Dies ist der Bericht, welcher mit der Fertigstellung des Turmes beim Neubau der Kirche in der Kapsel
mit eingelagert wurde. Der Lesbarkeit wegen ist er in heutiger Schrift abgedruckt.
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Bei der Turmsanierung im Jahre 1988 ist ebenfalls ein Bericht für die Nachwelt verfasst worden,
der hier aber nicht gezeigt wird. Auf den folgenden Bildern ist der 2023 geschriebene Text zu lesen,
auf der letzten Seite, hier unkenntlich gemacht, die Unterschriften der Mitglieder des Gemeindekirchenrates sowie
weiterer Persönlichkeiten der Kirchengemeinde.
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Auf den nachfolgenden Bildern ist die neugeschaffene Turmbekrönung zu sehen. Die Kupferteile sind
Neuanfertigungen nach historischem Vorbild, das originale Eisenkreuz hat eine zusätzliche Versiegelung erfahren
und nahm seinen angestammten Platz auf der Spitze wieder ein. Die originale Kugel ist heute im Kirchenschiff
dauerhaft ausgestellt. Die verlötete Kupferkapsel mit den Schriftstücken sowie einiger Münzen der
jeweiligen Zeit ist in der großen Kugel eingelagert. Das Knopffest fand am 15.9.2023 statt, es war der Tag,
an dem die Kugel als Abschluss der Dachdeckerarbeiten zusammen mit dem Kreuz feierlich auf die Turmspitze aufgesetzt wurde.
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